Berliner Zeitungsviertel

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Völkischer Beobachter und Neues Deutschland wurden hier gedruckt

Der Komplex Zimmerstraße 86-91 wurde 1886 als Markthalle III errichtet. Das Hofgebäude wurde 1910 zum Konzerthaus „Clou“ umgebaut. Es war mit 4000 Plätzen das größte Tanzlokal Berlins. Schon 1927 fanden im „Clou“ Massenveranstaltungen der Nationalsozialisten statt. Der Keller wurde später von der Gestapo als Verhörkeller genutzt. Das „Clou“ diente während der sogenannten Fabrik-Aktion als Sammellager für Hunderte von Juden, die von der Gestapo Ende Februar 1943 aus Berliner Betrieben in die Vernichtung geschickt wurden.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Konzerthaus zerstört. Allein das Vorderhaus 90–91 blieb erhalten und steht heute unter Denkmalschutz.

Teile des Propaganda-Apparates der Nazis waren ebenfalls hier untergebracht. In der Zimmerstraße 88/90 richtete Franz Müller, der Drucker des nationalsozialistischen Eher-Verlags aus München, eine eigene Druckerei ein. Hier im Verlag Franz-Eher-Nachf. Zweigniederlassung Berlin wurde nicht nur die Berliner, sondern auch die norddeutsche Ausgabe des Völkischen Beobachters in einem sehr eigenwilligen Format hergestellt.

Vom Tanzlokal zum Gestapo-Keller
Zimmerstraße 86 – 91
Die einzig erhaltene Fassade der einstiegen Markthalle III in der Zimmerstraße
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Im Hof war einst das Konzertshaus „Clou“, später saß hier das Neue Deutschland.