Berliner Zeitungsviertel

14Scherl erfand den Generalanzeiger(1)

Das dritte Presseimperium im Zeitungsviertel

August Scherl (1849–1921) gründete nach verschiedenen wirtschaftlichen und persönlichen Pleiten zusammen mit dem Journalisten Hugo von Kupffer und dem Finanzier Georg Büxenstein eine Verlagsgesellschaft. Scherl konnte zum Gründungskapital gerade mal 15 Mark beitragen, alles, was er besaß. In seiner Druckerei und Klischee-Anstalt in der Zimmerstraße 40–41 stellt Büxenstein einige Zimmer für die Redaktion eines neuen Blattes zur Verfügung.

In der Konkurrenz zu den etablierten und den jungen Hauptstadtzeitungen bedurfte es eines anderen Konzeptes: Kurze, knappe und klare Artikel für das Millionenpublikum der Großstädte voller Informationen und Neuigkeiten aller Art ohne politische Ausrichtung. Am 3. November 1883 überschwemmte der Berliner Lokal-Anzeiger mit der Startauflage von 200 000 Exemplaren die Stadt, 2000 Austräger waren im Einsatz. Das Blatt erschien zunächst nur wöchentlich, dann dreimal in der Woche. Ab 1885 kam das „Central Organ für die Reichshauptstadt“ dann täglich heraus, ab 1899 sogar zweimal täglich, aber immer noch kostenlos – finanziert durch Anzeigen und eine geringe Zustellgebühr. Erst später wurde ein monatlicher Bezugspreis erhoben, der aber immer noch viel geringer war als bei den Blättern der Mitbewerber. Die Anzeigen bildeten das finanzielle Rückgrat der Zeitung, die schnell erfolgreich wurde.

Scherl-Verlag
Zimmerstraße (heute Springer-Areal)
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Das Scherlhaus um 1895