Berliner Zeitungsviertel

4Bescheidener Neuanfang

Springer kam mit neuen Ideen und neuem Geld

Die von den Besatzungsmächten gezogene Sektorengrenze verlief quer durch das Zeitungsviertel. Das alte Ullstein-Areal blieb ein Trümmergrundstück, während das Druckhaus Tempelhof mit dem Druck amerikanischer Militär- und Lizenzzeitungen zu neuem Leben erwachte.

Hier erschien zunächst die Allgemeine Zeitung, die im Untertitel zur Kenntnis gab: „Herausgegeben von der amerikanischen Armee“. Ihre erste Nummer vom 8. August 1945 hatte als Schlagzeile: „Atombombe gegen Japan“. Abgelöst wurde die Allgemeine Zeitung ab 27. September 1945 vom Tagesspiegel. Für dieses von der amerikanischen Besatzungsmacht als anspruchsvolle Tageszeitung konzipierte Blatt verweigerte man Heinz Ullstein, dem Enkel des Firmengründers, aus taktischen und rechtlichen Gründen die Lizenz.

Erst 1952 erhielt die Familie Ullstein neben den alten Titelrechten das florierende Druckhaus Tempelhof wieder zurück, musste aber auf die Grundstücke hier im ehemaligen Zeitungsviertel zu Gunsten der Stadt Berlin wegen angeblich aufgelaufener Steuerschulden verzichten. Die Berliner Morgenpost und die B.Z. konnten wieder gestartet werden, hatten es aber schwer in der abgeriegelten Frontstadt, in deren Westteil inzwischen die Zeitungslandschaft anders geordnet war. Neue Ideen und neues Geld waren gefragt. Darum erwarb 1956 der junge Hamburger Verleger Axel Springer 26 Prozent der Aktien der wieder erstandenen Ullstein AG. Grundstück für Grundstück kaufte Springer die Liegenschaften des alten Zeitungsviertels im amerikanischen Sektor.

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Das Springer-Hochhaus und das Druckhaus, dahinter die Mauer und die Reste des Mosse-Hauses; vorne die Kochstraße (Luftbild von 1967)