Berliner Zeitungsviertel

30An die Wand gestellt

Spartakisten und Nazis besetzten das Haus

Am 11. Januar 1919 kam es zu besonders schweren Kämpfen um das SPD-Haus in der Lindenstraße, das von Spartakisten besetzt war. Nach schwerem Beschuss mussten die Besatzer aufgeben. Sie schickten eine Abordnung von sechs Mann mit weißer Fahne zum Kommandeur der gegnerischen Regierungstruppen, um über einen freien Abzug zu verhandeln. Die sechs Parlamentäre wurden von den Gardisten mit Kolbenschlägen und Bajonetten empfangen und entsetzlich misshandelt. Nur einer wurde ins Vorwärts-Gebäude zurück geschickt, um die Forderung nach bedingungsloser Kapitulation zu überbringen. Die anderen fünf wurden an die Wand gestellt und erschossen. Auch 300 gefangene Spartakisten wurden aus dem Zeitungsviertel in die nahe Dragonerkaserne getrieben und dort ebenfalls misshandelt.

Die SPD blieb in der Lindenstraße 3, bis die Nationalsozialisten am 9. März 1933 die Gebäude von SA und SS besetzen ließen. Der Vorwärts musste nach der Schließung sämtlicher Verlagshäuser und Druckereien der SPD sein Erscheinen einstellen und kam ab dem 18. Juni 1933 im tschechischen Karlsbad heraus. Heute erscheint der Vorwärts als monatliches Mitgliedermagazin übrigens wieder ganz in der Nähe – auf der gegenüber liegenden Seite des Mehringplatzes im Willy-Brandt-Haus.

SPD-Lindenhaus
Lindenstraße 3
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Belagerung des Vorwärts-Gebäudes durch Spartakisten 1919