Berliner Zeitungsviertel

14Wegbereiter des Nationalsozialismus(1)

Schließlich wurde auch der Hugenberg-Konzern aufgesogen

Mit einem weiteren geschickten Schachzug hatte Hugenberg letztlich auch die kleinen und kleinsten Provinz-Zeitungen botmäßig gemacht. Seine Wirtschaftsstelle der Provinzpresse, kurz Wipro genannt, lieferte aus der Hauptstadt eine Maternkorrespondenz und eine gedruckte Korrespondenz mit allem, was außer dem Lokalstoff für die Herausgabe einer Zeitung notwendig war. Die Ala verteilte dazu auch die Anzeigenaufträge an die Abnehmer. Damit hatte Hugenberg Mitte der zwanziger Jahre etwa 1000 deutsche Zeitungen im nationalen Fahrwasser. Fehlten noch 2000.

Durch Aufkauf anderer Nachrichtenbüros baute er die Telegraphen-Union (TU) zur riesigen nationalen Presseagentur im doppelten Sinn des Wortes aus. Nur die Frankfurter Zeitung, das Berliner Tageblatt und die Vossische Zeitung konnten es sich leisten, diesen Dienst nicht zu abonnieren.

Nun war das nationale Feld bestellt, und die Saat ging auf. 1929 verbündete sich Hugenberg mit Adolf Hitler und den Führern des „Stahlhelm“ im Kampf gegen die Weimarer Republik zur nationalistischen Harzburger Front. Der Widerstand der demokratischen Blätter gegen die aufkeimende Diktatur fand bei den Lesern keine Resonanz. Denn der Aufstieg der Braunen vollzog sich weitgehend ohne die öffentliche und veröffentlichte Meinung. Ein Großteil der Zeitungen hatte sich bereits im Abhängigkeitsnetz Hugenbergs verfangen. Und die Blätter der Mitte und der Linken wussten selbst kaum Bescheid, weil sie im Endstadium der Weimarer Republik von den Informationen aus der Reichskanzlei und dem Reichspräsidentenpalais weitgehend abgeschnitten wurden. Ihre Waffen blieben stumpf.

Der Zeitungsverkäufer (Bild unten) personifizierte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Zeitungsviertel in Berlin.