Berliner Zeitungsviertel

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Der Schöpfer des nationalen Medienimperiums

Als der Jurist und verhinderte Literat Alfred Hugenberg die Chance bekam, bei Scherl einzusteigen, war gerade dabei, einen Pressekontroll-Konzern im Sinn der deutschen Industrie aufzubauen. Er brachte die notwendigen Millionen tatsächlich auf und beherrschte damit den Verlagsverein und die Scherl GmbH. Zusammen mit seiner Nachrichtenagentur Telegraphen-Union (TU) in der Lindenstraße 101/102 und der Allgemeinen Anzeigen GmbH wurden so die Grundsteine für sein Medien-Imperium in Berlin gelegt.

Der Hugenberg-Konzern wuchs. Aus der Allgemeinen Anzeigen GmbH, kurz Ala genannt, entstand in Konkurrenz zu Mosse die größte Annoncen-Expedition Deutschlands. Bereits 1917 gründete er neben der Ala die Vera Verlagsanstalt GmbH. Es handelte sich um eine Unternehmensberatung für Provinz-Zeitungen, die von Industriellen finanziert wurden.

Als während der Inflationszeit die kleinen Zeitungen einzugehen drohten, schuf Hugenberg 1922 die Mutuum-Darlehen Aktiengesellschaft. Sie hatte die Aufgabe, den notleidenden Zeitungen Kredite zu gewähren und das Ziel, sich an Zeitungen zu beteiligen. Diese Zeitungsbank war eng mit der Vera verknüpft. Sogenannte „Zeitungsinteressenten“ blieben durch diese Konstellation als Geldgeber anonym im Hintergrund, konnten sich aber über die Vera Einfluss sichern. Hugenberg verschaffte sich so innerhalb von zehn Jahren Beteiligungen an großen wie kleinen Provinz-Zeitungen. Und aus Berliner Sicht war damals alles andere Provinz. Manche dieser Zeitungen wussten gar nicht, wem sie letztlich gehörten.

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Alfred Hugenberg