Berliner Zeitungsviertel

37National-Zeitung und Staatsbürger-Zeitung(1)

Der demokratischen Locomotive von 1848 ging bald der Dampf aus

Die bürgerliche Revolution von 1848 sprengte die Fesseln der Zensur und führte auch in Berlin zur Gründung von demokratischen Zeitungen. Ein Bürgerausschuss rief am 1. April 1848 die National-Zeitung als Sprachrohr der sogenannten gemäßigten Demokraten und der Konstitutionellen ins Leben. Sie residierte zunächst in der Lindenstraße 81. Ihr erster Geschäftsführer Dr. Bernhard Wolff war auch der Begründer von Wolffs Telegraphischem Bureau.

Die Spenersche Zeitung, neben der Vossischen Zeitung die älteste Zeitung Berlins, ging 1874 in der National-Zeitung auf. Die National-Zeitung war das angesehene Organ der großen Nationalliberalen Partei und erschien in der Mauerstraße 86–88. Ihr Verleger, der Einzelgänger Viktor Hahn, schrieb 1928 in einem Festbeitrag: „Innerhalb weniger Jahre nach seiner Begründung war das Blatt zu einem der wenigen deutschen Weltblätter geworden, auf deren Stimme innerhalb des ganzen zivilisierten Erdkreises gehört wurde.“ Doch die Leserschaft starb aus im wahrsten Sinn des Wortes, so dass die National-Zeitung 1910 mit dem 8Uhr-Abendblatt verschmolzen wurde. Hahn verkaufte es schließlich an den Mosse-Verlag. National-Zeitung und 8Uhr-Abendblatt residierten in der Lindenstraße 3, bevor die SPD und der Vorwärts dort einzogen.

National-Zeitung und Staatsbürger-Zeitung
Lindenstraße 81
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